An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an meine Frau Nadja. Durch Dein systemisches Wissen ist es mir überhaupt möglich diesen Artikel zu schreiben.
Was bedeutet „systemisch?
Das Gegenteil von systemisch ist mechanisch. Alles mechanische wird aus der Sicht einzelner Objekte angeschaut und ist – wie ineinandergreifende Zahnräder – in berechenbare Strukturen eingebunden. Spätestens seit Isaac Newton beherrscht ein mechanistisches Weltbild menschliches Handeln.
[bctt tweet=“Systemisches umfasst die Beziehungen und Netzwerkverbindungen eines ganzen Systems“ username=“networkfindercc“]
Es gibt jedem Zahnrad ein Eigenleben. Stellen Sie sich Systemisches als ein Mobile vor. Verändert man in einem Mobile an einem einzelnen Objekt etwas, bewirkt das im gesamten System eine Bewegung. I.d.R. entsteht ein Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Kräften im Mobile. Erst vor 101 Jahren wurde dieses Beziehungsgeflecht durch eine einfache Formel Albert Einsteins E=mc2 ins Bewusstsein der Menschheit gehoben.
Übrigens die Systematik der Vitalitätsanalyse betrachtet auch das gesamte System. Vitalität ist die Fähigkeit des Individuums Veränderungen & Herausforderungen bestehen zu können. Sehr hilfreich! ➤ die kostenlose Vitalitätsanalyse
Systemische Verbindungen und Verletzung systemischer Grundsätze
Aus dem Phänomen des Familienstellens (Bernd Hellinger) entwickelte der Mathematiker, Universalgrammatiker und Paradoxienforscher Matthias Varga von Kibéd gemeinsam mit Insa Sparrer Anfang des Jahrtausends die Grundsätze (Grammatik) systemischer Strukturaufstellungen.
Metaprinzipien & Grundannahmen systemischer Strukturaufstellungen
Die systemische Grammatik von Kibéd und Sparrer bietet die tolle Möglichkeit jegliche beobachtungswürdige Handlung innerhalb eines, Familien-, Beziehungs-, Unternehmens- oder Organisationssystems nüchtern und neutral zu „deklinieren“.
- Oberstes Metaprinzip:
Die Anerkennung von Tatsachen - Zweites Metaprinzip:
(1) Zugehörigkeit, (2) zeitliche Reihenfolge, (3) individueller Einsatz für das System und (4) Kompetenzberücksichtigung sind Kriterien zur Wiederherstellung „heilsamer Ordnung“. - Drittes Metaprinzip: Ausgleich von Geben und Nehmen
Was ist eine systemische Verletzung?
Nehmen wir noch einmal das Beispiel des Mobiles. Sie zupfen an einem Teil, es entsteht eine Spannungsenergie und das ganze Mobile kommt systemisch in Bewegung. Die Spannungsenergie erhält im natürlichen Fluss einen sofortigen Ausgleich (Reaktion) durch alle anderen am Mobile (-system) hängenden SystemteilnehmerInnen. Aber wie ist das in unserer gelebten menschlichen Realität?
- Verletzung ist, wenn irgendjemand im System eine Tatsache nicht anerkennt oder leugnet?
Gibt es dann (z.Bsp. in hierarchischen Beziehungen) immer auch eine direkte Re:Aktion (Entladung) auf die entstandene Spannung, die durch offensichtliche Leugnung von Tatsachen entstanden ist?
- Verletzung ist auch, wenn irgendjemand im System übersehen, oder ausgeschlossen wird
Gehöre ich (systemisch) dazu oder nicht? Eine Frage, die noch vor wenigen Generationen über Leben und Tod eines Menschen entschied. In Indien sagte man, dass es mehrere Möglichkeiten zu Überleben gäbe: Wer nicht im (Familien-) System leben möchte, kann als Bettler oder im Ashram existieren.
- Verletzung ist ebenso, wenn die Dauer der Systemzugehörigkeit nicht anerkannt wird
Sie arbeiten zum Beispiel viele Jahre für einen Chef, als dessen Posten frei wird, bekommen nicht Sie den gewünschten Chefsessel, sondern ein Kollege, der gerade erst ein halbes Jahr im Unternehmen ist.
- Eine weitere Verletzung ist die Nichtanerkennung der Leistung für’s grosse Ganze
Stellen Sie sich vor, sie haben eine bestimmte hierarchisch definierte Position. Es kommt jemand aus auch vorhandenem, parallel zur Hierarchie existierenden, informellen Macht und overruled Sie in Ihrem Tun.
- wer tatsächliche Kompetenzen nicht anerkennt verletzt auch die Systembalance
Oberstes Systemisches Prinzip: Anerkennung von Tatsachen
Schauen wir noch einmal auf das innere Bild des Mobiles. Das System erlebt die Spannung und gleicht sie aus. Doch Spannungen, die aus Zugehörigkeitsfragen, Fragen der zeitlichen Reihenfolge, Fragen der Leistung, Kompetenzen innerhalb unsere Familien-, Arbeits- und Beziehungssysteme werden selten adäquat ausbalanciert! Dadurch bleibt die Spannung subtil bestehen und wartet auf die heilsame Ordnung.
Und das mit den Tatsachen ist bei unserem in 230 Millisekunden agierendem Re:Aktionssystem (Gehirn) sehr sehr tricky. Es interpretiert und bewertet in diesen 230 Millisekunden die „Sachlage“ und re:agiert, bevor wir es bewusst haben wahrnehmen können. (siehe Was wissen wir über Erst-Re:Aktion?)
Systemisch Geben und Nehmen ausgleichen
Ist es zur „Verletzung“ (nicht ausbalancierter Spannung) gekommen entsteht der Bedarf eines adäquaten Ausgleichs. Gibt es den nicht, hängt das (Mobile-) System nicht mehr in Ordnung, sondern es entsteht aus der „Verletzung“ eine (Ausgleichs-) Schuld. Damit ist mehr eine mathematische Schuld, denn eine moralische Schuld gemeint.
Ist z.Bsp. jemand in einem Unternehmen ausgeschlossen worden, stellt sich die Frage wie der Ausgeschlossene ein Ausgleich dafür erhalten kann oder wie man Ihn wieder eingliedern kann. Vieles davon ist im Arbeitnehmerschutz wiederzufinden. Gerichte dienen letztendlich dem obersten systemischen Prinzip der Tatsachenfindung. Nur durch Feststellung der Tatsache kann ein Ausgleich stattfinden.
Vitalität ist systemisch by Nature
Schon an verschiedenen Stellen im Blog habe ich begeistert für die Idee des Vitalitätsrads geschrieben. Die acht unterschiedlichen Analysebereiche sind systemisch verbunden. Ändere ich etwas an einem der 8 Vitalitätsfakoren (Achtsamkeit, Lebenseinstellung, Resilienz, Körperbewusstsein, Ernährungs- & Umwelt-bewusstsein, Selbstfürsorge, Sexualität und Soziales Verbundensein) hat es immer auch Auswirkungen auf das gesamte System unser menschlichen Existenz.
Eine Vitalitätsanalyse immer ein erster Schritt: Feststellen und anerkennen von Tatsachen.
Schön, dass hier auch die systemische Betrachtungsweise ins Blickfeld gerückt wird, denn auch sie verdient „Würdigung“ und ist ein mAn sehr guter Ansatz zur Beleuchtung von unbewussten „Schatten-Themen“ innerhalb menschlicher Gemeinschaften.
Ich habe dazu eine Anmerkung:
Familiensysteme unterliegen teilweise einer anderen Ordnung (Hellinger „Ordnungen der Liebe“) und haben daher andere (phänomenologische) Prinzipien/Grundannahmen als z.B. Unternehmenssysteme.
Konkretes Beispiel dazu:
Eltern geben und Kinder nehmen (1. das Leben und 2. das, was sie sonst noch bekommen, nicht mehr und nicht weniger). Kinder geben dann weiter an ihre Kinder, usw. Es findet also zwischen Eltern und Kindern kein Ausgleich von Geben und Nehmen statt. Verlangen/fordern Eltern einen Ausgleich, fordern Kinder mehr als die Eltern geben oder nehmen nicht alles, was Eltern geben, dann ist das eine Verletzung der Ordnung in einer Familie.
Danke für die Ergänzung Margit. Dein Beispiel ist in der Betrachtung der Metaprinzipien und Grundannahmen an zwei Stellen inkludiert. (2) Durch die zeitliche Reihenfolge und einem im Foto aufgrund der grünen Edding-Farbe nicht erkennbaren Unterpunkt (1.b) den Kibéd und Sparrer beides Schüler Hellingers „inverse Zeitfolge“ nannten, die dann eintrifft, wenn ein Kind hinzukommt oder ein „Tochterunternehmen“ gegründet wird. In diesem Fall dreht sich das Prinzip so wie von Dir geschrieben um und dem Jüngeren fliesst ohne Ausgleich zu. Nachzulesen in „Ganz im Gegenteil“ http://amzn.to/2hJ2FQg
Ich finde es schon komplex genug, das Thema so zu vereinfachen, wie getan. Selbstverständlich ich auch die „maslowsche Bedürfnispyramide“ lediglich eine unzulässige Krücke, denn in Wirklichkeit sind die Metaprinzipien/Grundannahmen in sich vernetzt und kein statisches Konstrukt wie eine Pyramide.